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Datum: 05.09.2023

Gemeinsam gegen Belästigungen im öffentlichen Raum

Wenn Frauen hinterhergepfiffen, -gehupt und -gerufen wird, Blicke den Körper scannen oder obszöne Gesten sexuelle Praktiken zu verstehen geben, dann ist dies nichts Anderes als sexuelle Belästigung. Jede Frau kann von solchen und ähnlichen Erlebnissen berichten und erhält einen Strauß gesammelter Rechtfertigungen dazu. Es sei „doch nur ein Kompliment“ bleibt dabei der unangefochtene Spitzenreiter. Man sollte meinen, Frauen wüssten ganz gut selbst, was sie gut finden, aber selbst das wird ihnen dann noch mit vermeintlicher Überempfindlichkeit abgesprochen. Für diese Art der Belästigung hat sich mittlerweile der englische Begriff „Catcalling“ etabliert.

„Erzählungen von jungen Mädchen und Frauen aus Belm und die Beobachtung das Jugendliche, junge Erwachsene und Erwachsene immer öfter ein sexualisiertes Verhalten zeigen haben uns alarmiert“, erzählt Marion Freericks vom Verein Pro Belmer Jugend. Gemeinsam mit Helena Schilling, Gleichstellungsbeauftragte und den Ehrenamtlichen vom Gemeindejugendring wollen sie auf dieses Thema aufmerksam machen und die Belmer dafür sensibilisieren.

„Catcalling“ auf der Straße ist als berührungslose Belästigung nicht strafbar, kann aber gravierende Auswirkungen auf die Betroffenen haben. Manche berichten von körperlichen Symptomen und Angst, z.B. vor Vergewaltigung oder davor, die eigene Privatsphäre nicht schützen zu können. Das kann dazu führen, dass Frauen und Mädchen beginnen, Bereiche im öffentlichen Raum zu meiden und sich nicht mehr unbefangen in der Öffentlichkeit bewegen. Auch Leistungseinbrüche, Konzentrationsstörungen oder Depressionen sind häufige Folgen. Überwiegend sind junge Frauen und Mädchen von dieser Belästigung betroffen.

Auf dem Begegnungsfest „Power in Powe“ konnten die Besucher sich vor Ort über das Thema ausführlich informieren und ihre persönlichen Erfahrungen und Erlebnisse von „Catcalling“ mitteilen. Um sich Luft zu machen haben Betroffene mit bunten Stiften erlebte Belästigungen auf einem weißen Stoff „angekreidet“. 
„Durch unsere Aktion möchten wir die Gesellschaft sensibilisieren, Mädchen und Frauen stärken und insbesondere auch Männer auffordern, sich gegen ihre übergriffigen Geschlechtsgenossen zu positionieren“, sagt Fabian Dossow 1. Vorsitzender vom Gemeindejugendring. „Ein solches Verhalten ist nicht hinnehmbar“, so Lisa Voss Vertreterin des Gemeindejugendrings Belm e.V. „Wir wollen aufzeigen, welchen Situationen sich vor allem Frauen im öffentlichen Raum ausgesetzt sehen.“

„Wir rufen alle auf Catcalls für unsere gemeinsame Ankreide-Aktion zu melden“, appelliert Helena Schilling an die Betroffenen aus Belm.

Im Zeitraum September 2023 bis Ende Mai 2024 sind alle Personen, die in Belm von „Catcalling betroffen waren, dazu aufgerufen diese über die Mailadresse catcallsofbelm@gjrbelm.de oder den Instagram-Account (gemeindejugendringbelm) anonymisiert zu melden. Dabei spielt es keine Rolle, wie lange das Erlebnis zurückliegt. Obwohl das Wort Catcalling ursprünglich nur verbale Belästigung meint, dürfen auch körperliche Übergriffe gemeldet werden.
Diese Meldungen werden gesammelt und am zweiten bundesweiten Aktionstag am 14. Juni 2024 mit Straßenmalkreide an dem Ort „angekreidet“, an dem sie stattgefunden haben. Der bundesweite Aktionstag weist auf das Recht der sexuellen Selbstbestimmung hin und erzielt die Schaffung einer gesetzlichen Regelung zur Bewertung dieser sexualisierten Vorfälle als Straftatbestand. Personen, die diese Aktion oder andere aktiv unterstützen möchten können sich persönlich bei Marion Freericks, Pro Belmer Jugend e.V. unter 05406 8159033 oder per Mail mail@gjrbelm.de melden.

Quelle: Pressemitteilung Gemeindejugendring Belm