Findlingsregion Belm: »Steinreiches Belm« ist einzigartig - Fachsymposium im Naturfreundehaus
Nach der Lüneburger Heide ist das „Steinerne Meer“ auf dem Belmer Gattberg das zweite Naturschutzgebiet, das in Niedersachen als Naturschutzgebiet ausgewiesen wurde. Im November feierte das Schutzgebiet sein 100-jähriges Bestehen. Anlass für die Unterschutzstellung war der enorme Reichtum an Findlingen, die vor rund 190.000 bis 160.000 Jahren von eiszeitlichen Gletschern von Skandinavien aus bis in unsere Region transportiert wurden. Fachleute sprechen von der bedeutendsten Kumulation erratischer Blöcke in Nordwestdeutschland. Grund genug, sich mit den Besonderheiten der Region näher zu befassen.
Bodo Zehm, ehemaliger Stadt- und Kreisarchäologe, hat das im Auftrag des Natur- und Geoparks TERRA.vita getan. Sein Abendvortrag „Der Belmer Gattberg und seine Geschichte“ in der Belmer Mühle stieß Ende Oktober auf großes Publikumsinteresse, seine angekündigte Führung über den Gattberg war in Windeseile ausgebucht. Jetzt lud er Fachleute aus ganz Norddeutschland zu einem Fachsymposium „Findlinge in der Region Belm“ in das Vehrter Naturfreundehaus. Moderiert wurde das Symposium von Hartmut Escher, ehemaliger Geschäftsführer von TERRA.vita.
„Findlinge sind für unsere Region wegweisend. Aber es gab keine denkmalpflegerische Kartierung, so dass die landschaftsbildende Prägung nicht erkennbar war“, bedeutete Zehm in seiner Einführung. Er zeigte fünf Gebiete in der Region auf, in der entweder eine hohe natürlich anmutende Findlingsdichte vorhanden ist oder die Zeugnisse einer besonderen Nutzung von Findlingen durch den Menschen aufzeigen.
Dr. Tobias Fischer, Geologe im Naturpark TERRA.vita, führte anschließend durch 300 Millionen Jahre Erdgeschichte in unserer Region und stellte die Geopark-Bildungsprojekte mit eiszeitlich-geologischem Hintergrund vor.
Eine geologische Erläuterung zur besonders hohen Dichte an Findlingen (Findling = Eiszeitliches Großgeschiebe) in der Region Belm gab Dr. Eckhard Speetzen, ehem. Uni Münster und Osnabrück. Er hat Findlinge mit einer Länge von mehr als 2 Metern Länge kartiert und erkannte dabei: „In flacheren Gebieten findet man größere Findlinge. Je höher aber die Geländelage, desto kleiner wird die Steingröße“.
In weiteren Impuls- und Fachvorträgen sprachen Dr. Christof Spannhoff vom Emslandmuseum Lingen und Christian Wiegand, Geschäftsführer des Naturparks Weserbergland, unter anderem über die kulturelle und historische Interpretation von Findlingen, über die charakteristische Eigenart des Osnabrücker Hügellandes und die Einbindung des Ehrenamtes bei Projekten.
Dr. Ulrich Brohm, Historiker vom Museumsdorf Hösseringen, stellte anschaulich und auch kritisch die Chancen und Risiken eines Findlingsparks als Besucher- und Bildungszentrum anhand seines Projektes „Steinreiche Heide“ vor.
In der anschließenden Gesprächsrunde wurde unter anderem erörtert, wie man die wissenschaftlichen Erkenntnisse in einer Verzahnung mit Mythen, Sagen und Traditionen in Bildungseinrichtungen und für touristische Nutzung verbinden kann. Fazit: Belm ist eine herausragende „Findlingsregion“. Was man daraus machen kann, wird weiter Thema sein. Auf jeden Fall spannend.