Auf Schusters Rappen 2000 km in die Ewige Stadt
„Tschüss, ich gehe jetzt nach Rom“. So hatte sich Dirk Oesterle am 15. April von seinen Eltern in Icker verabschiedet. Nach einem gemeinsamen Frühstück machte er sich auf zu seiner Reise in die Hauptstadt Italiens, in die Ewige Stadt am Tiber - und zwar zu Fuß!
Rund vier Monate hat der Lehrer der Oberschule Belm für seine Wanderung eingeplant. Dazu hat er sich extra bei seinem Arbeitgeber ein mehrmonatiges „Sabbatical“ genommen. Auch Sabbatjahr genannt, ist es ein unbezahlter Sonderurlaub zur persönlichen Weiterentwicklung.
Etwa 2000 bis 2500 Kilometer wird er je nach Streckenwahl von Icker nach Rom zurückgelegt haben. In seinem Rucksack sind ein leichtes Zelt, ein Schlafsack und eine Iso-Matte sowie Wasser und ein paar Lebensmittel.
Ganz schön weit für eine Wanderung, möchte man meinen. Nicht jedoch für Dirk Oesterle. Er hat mehrfache Erfahrungen von Extrem-Wanderungen und ist bereits den 3500 Kilometer langen Appalachen-Fernwanderweg im Osten der USA und den rund 800 Kilometer langen Colorado-Trail in den Rocky Mountains gewandert. Auch den bekannten europäischen Jakobsweg ist er in mehreren Etappen schon von Icker bis Santiago de Compostela in Galizien/Spanien gepilgert. Auf ein paar kleinere und kürze Routen kann er in seinen Wanderjahren auch zurückblicken.
„Das Schöne am Wandern ist, dass man Zeitbedarf und Streckenlänge an seine eigenen Bedürfnisse und Fähigkeiten anpassen kann“, erklärt Oesterle. „Mit 57 merke ich mittlerweile aber auch, dass ich nicht mehr ganz so fit bin, wie vor Jahren“, fügt er augenzwinkernd hinzu.
Zurück zum derzeitigen Ziel Rom. Auf seiner aktuellen Tour wird er von Ehefrau Petra Wüst unterstützt. Die erste Etappe bis Halle/Westfalen sind sie gemeinsam gewandert. „Danach ist meine Frau sozusagen meine Co-Pilotin, mit der ich mich unterwegs mal treffe und die mir vielleicht mal neue Wanderschuhe bringt“, sagt er lachend.
Die Streckenlänge seiner Pilgertour von Icker nach Rom sieht er übrigens nicht als besondere Schwierigkeit. „In diesem Jahr ist aber in Rom `Heiliges Jahr´, daher dürfte es in Rom im Sommer sehr überlaufen sein. Das letzte `Heilige Jahr´ war vor 25 Jahren“. Was er natürlich nicht wissen konnte ist, dass es bei seiner Ankunft einen anderen Papst im Vatikan geben wird, als bei seiner Abreise. Die zweite Herausforderung sieht Dirk Oesterle bei der anstrengenden Alpenüberquerung am Gotthardpass, dem so genannten „Herz der Alpen“. Oesterle: „Für mich ist das wie eine Zeitreise. Ich gehe auf vielen Strecken, auf denen seit tausend Jahren Menschen mit dem gleichen Ziel gepilgert sind“.
Vor dem Start seiner ungewöhnlichen Wandertour war er zu Gast bei Bürgermeister Viktor Hermeler im Rathaus und berichtete von seinem Vorhaben. In seinem Wanderpass gab es das offizielle Siegel der Gemeinde Belm und eine Widmung mit guten Wünschen für die Reise.