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Datum: 26.11.2022

Anti-Gewalt-Tag: »Kinderherzen sind zerbrechlich«

„Die Zahlen in Deutschland sind erschreckend“, machte Marcus Hensing, Allgemeiner Stellvertreter des Bürgermeisters, beim Pressegespräch zum „Internationalen Tag zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen“, kurz Anti-Gewalt-Tag, deutlich. Jede dritte Frau in Deutschland sei, so Hensing, in ihrem Leben schon einmal Opfer häuslicher Gewalt geworden.

Eingeladen zu dem Gesprächstermin im Rathaus hatte Belm´s Gleichstellungsbeauftragte Barbara Weber. Heike Bartling von der „Beratungs- und Interventionsstelle für Betroffene bei häuslicher Gewalt in Stadt und Landkreis (BISS)“ aus Bersenbrück, Maike Ahlrichs vom Präventionsteam der Polizeiinspektion Osnabrück, unter anderem zuständig für den polizeilichen Opfer- und Kinderschutz, und Stationsleiterin Marie Brüggemann und Feline Winter von der Belmer Polizei berichteten von ihren beruflichen Erfahrungen von „Häuslicher Gewalt“.

„Einsätze bei häuslicher Gewalt sind meistens sehr schwierige Einsätze, die viel Streifenpersonal binden“, sagt Marie Brüggemann. „Und es dauert nicht selten drei oder vier Stunden, bis die Situation vor Ort geklärt ist“. Die Polizei muss dann direkt vor Ort entscheiden, ob der Täter, oft ist es bei Partnerschaftsdelikten der Mann, im Rahmen der polizeilichen Wegweisung Wohnung und Haus verlassen muss.

„Die Beratungs- und Interventionsstelle bekommt nach einem Einsatz immer einen Informationsbericht der Polizei, damit wir sofort Kontakt zu den betroffenen Frauen aufnehmen und unsere Hilfe anbieten können“, erklärt Heike Bartling. Die BISS-Beratungsstellen gibt es in dieser Form so nur in Niedersachsen. Sie sind aus dem Gewaltschutzgesetz heraus entstanden. Jeder Polizeiinspektion in Niedersachsen ist eine BISS-Stelle zugeordnet, die eng zusammenarbeiten.

„Kinder sind bei häuslicher Gewalt oft direkt betroffen“, ergänzt Maike Ahlrichs. Nicht zuletzt aus diesem Grund heißt das diesjährige Thema des Anti-Gewalt-Tages in der Region Osnabrück: „Kinderherzen sind zerbrechlich - Nein zu häuslicher Gewalt!“.

Maike Ahlrichs: „Die Polizei muss bei häuslicher Gewalt stets prüfen, wer alles über den Einsatz informiert werden muss. Sind Kinder vor Ort, wird immer auch das Jugendamt benachrichtigt“. Problematisch sei derzeit aber noch, wenn der Vater nach häuslicher Gewalt ein Hausverbot bekommen hat, aber auf sein Eltern- und Umgangsrecht mit den Kindern bestehe. „Das ist ein ganz schwieriges Thema, das aktuell bundesweit von Fachleuten bearbeitet wird“, so Ahlrichs weiter.

Nachdem anschließend am Belmer Rathaus die neue Fahne „Wir sagen Nein! zu Gewalt gegen Frauen“ gehisst wurde, informierten und sensibilisierten Barbara Weber, Heike Bartling und Maike Ahlrichs die Besucherinnen und Besucher des Belmer Wochenmarktes über das Thema „Häusliche Gewalt“ und die besondere Betroffenheit von Kindern. Sie appellierten dabei, bei Verdacht auf häusliche Gewalt Zivilcourage zu zeigen, dem Opfer Hilfe anzubieten oder gegebenenfalls die Polizei zu informieren.